Ben Glaetzer wirkt, als gehöre er hierhin. Es ist ein kühler Tag im Frühherbst und wir sitzen in einer ruhigen Ecke des Bremer Weinlagers Speicher 1. Bens Kollege Nick ist voller Tatendrang, er mustert die Weinregale, macht Späße und staunt über den ein oder anderen Wein. Die beiden haben einen langen Weg hinter sich. Vor zwei Stunden erst sind sie in Bremen angekommen. Gestern waren Sie in Hamburg, davor in Stockholm, in London und noch vor wenigen Tagen gingen sie dem Alltag auf ihren Weingütern Heartland und Glaetzer Wines im warmen Süden Australiens nach.

Trotzdem haben Ben Glaetzer und Nick Keukenmeester gute Laune. Auf meine Frage, das wievielte Mal er in Bremen sei, antwortet Ben freundlich: »Etwa zum zwölften Mal.« Die beiden sind auf Tour, um ihre Geschäftspartner zu besuchen. Zurzeit ist Europa dran, die USA folgen in wenigen Tagen. Ihr Zeitplan ist straff, von Erschöpfung oder Stress ist dennoch keine Spur. Im Gegenteil: Nick hat sich der Hündin meiner Kollegin Irina Gabelmann angenähert. Die nimmt das Angebot bereitwillig an und zieht an seinem Strickpulli. Währenddessen bereitet Ben die Weine vor, die er mit uns probieren möchte. Denn darum geht es bei diesem Termin natürlich auch, um Wein.

Heartland – Ein Joint Venture mit Herzblut

Heartland ist ein Herzensprojekt. Zusammen mit Scott Collett und Grant Tilbrook, zwei Veteranen der australischen Weinindustrie, startete Ben Glaetzer Ende der 90er Jahre das gleichnamige Joint Venture. Ben war erst Anfang 20, ein junger Winemaker mit großem Talent. Doch eine Vision hatte er damals schon: »I was excited about the outstanding quality of fruit being grown in some of South Australia’s lesser-known regions, in particular Langhorne Creek. We wanted to show its potential to wine lovers around the world.« Ben holte noch seinen Kumpel Nick als Managing Director ins Boot und das Projekt Heartland nahm Fahrt auf.

Irina Gabelmann und Ben Glaetzer

We want to show the potential of the Langhorne Creek region to wine lovers around the world.

Ben Glaetzer – Winemaker

Stickleback – Mit der Frische von Lake Alexandrina

Als erstes probieren wir den Stickleback Red. Die Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Shiraz und Dolcetto ist ein idealer Einstieg in die Welt der Heartland-Weine. Sie besitzt einen kräftigen Charakter mit Noten von Kirschen und schwarzen Johannisbeeren. Hinzu kommt eine feine Würze mit etwas Zimt und Pfeffer, unterlegt von weichen Gerbstoffen. In Europa oder gar Deutschland ist solch ein Wein kaum denkbar – schon gar nicht im sehr preiswerten Segment von unter zehn Euro. Die Frucht ist komplett ausgereift, dunkel und dicht. Was wirklich Spaß macht, ist die elegante Frische dahinter, die der Stickleback aus der Cool Climate-Region Langhorne Creek mitbringt.

Nick ist auf zack. Als ich nach dem Zusammenhang zwischen der ungewöhnlich frischen Stilistik des Stickleback und seiner Herkunft frage, ist er sofort mit einer Karte zur Stelle: »Lake Alexandrina is very close to the vineyards. It cools down the whole region«, sagt er und tippt mit dem Finger auf eine hellblaue Fläche, die sich etwa 60 Kilometer südöstlich von Adelaide befindet. Das Anbaugebiet Langhorne Creek grenzt im Norden an den großen See. »It’s one of a few cool climate zones in Australia«, erklärt Nick uns, »just perfect for elegant redwines.« Über Lake Alexandrina kühlen die Meereswinde ab. Immer nachmittags treffen sie auf die nordwestlich gelegenen Weinberge und bewirken innerhalb kurzer Zeit einen Temperaturabfall von etwa 10 Grad. Dadurch verlängert sich die Reifephase der Trauben, die so deutlich mehr Aromen entwickeln.

Spice Trader – Auf der Suche nach den besten Aromen

Ben schenkt den nächsten Wein ein. Der Heartland Spice Trader spielt auf die Geschichte der australischen Kolonisation an. »Back then, many people from Europe came to Australia to make money with spices. Our Spice Trader is a humorous allusion to this. With this Cabernet Sauvignon we also try to find the best aromas«, erläutert Nick. Gleich beim ersten Schnuppern zeigt sich, wie erfolgreich das Weingut Heartland dabei ist. Noten von Blaubeere, Brombeere und Cassis strömen aus dem Glas, begleitet von kräuterigen und würzigen Anklängen. Der Geschmack ist rund und weich. Insgesamt zeigt sich der Spice Trader noch einen Tick intensiver als der Stickleback. Davon ein Glas auf dem Sofa? Die Vorstellung gefällt uns…

Die verkosteten Heartland-Weine

Director’s Cut Shiraz – Das Flaggschiff von Heartland

Neben dem kühlen Klima besitzt das Anbaugebiet Langhorne Creek noch eine weitere Trumpfkarte. Um das zu verdeutlichen schenkt Ben uns den Heartland Director’s Cut Shiraz ein, das Flaggschiff des Hauses. »This shiraz is from very old vines«, sagt Nick und ergänzt: »The vines are still original without any rootstocks and some of them are more than 100 hundred years old. The quality of the fruit is outstanding.«

Um uns ein Bild zu machen, probieren wir direkt und sind überrascht. Der Wein ist im ersten Moment noch verschlossen, doch mit jeder Sekunde im Glas gewinnt die Frucht an Tiefe. Als sich das Bukett voll entfaltet hat, ist klar, was Nick meint. Hier hat der »Director«, wie Ben Glaetzer von seinem Team scherzhaft genannt wird, einen echten Geniestreich komponiert. Ein australischer Shiraz, wuchtig und rund mit immenser Nuancenvielfalt. Wir sind uns einig, dass die Region Langhorne Creek angesichts solcher Weine nicht länger im Schatten großer Nachbarn stehen sollte, zu denen vor allem das Barossa Valley gehört.

Some of the vines are more than 100 years old. The quality of the fruit is outstanding.

Nick Keukenmeester – Managing Director of Heartland

Im Barossa Valley liegen Bens Wurzeln. Er und Nick sind in diesem Jahr vor allem wegen Heartland zu Besuch. Doch wir nutzen natürlich die Chance, um auch einen Blick auf ein weiteres fantastisches Weinprojekt zu werfen, für das Ben Glaetzer verantwortlich zeichnet: Glaetzer Wines. Die Tür ins Barossa Valley steht plötzlich ganz weit offen.

Arndt Menke, Irina Gabelmann, Nick Keukenmeester und Ben Glaetzer

Glaetzer Wines – Barossa at its best!

Das Barossa Valley liegt nur eine gute Autostunde nördlich von Langhorne Creek. Der Wind, der hier durch die Weinberge weht, ist jedoch ein völlig anderer. Die Winzer müssen um ihre Reputation nicht mehr kämpfen. Ein Beispiel: Wenn von australischen Rotweinen die Rede ist, meinen nicht wenige die opulenten Tropfen aus Barossa Valley. Sie sind die Aushängeschilder des Weinlandes und gehören auch international zur Spitzenklasse.

Tatsächlich haben Ben Glaetzers Vorfahren einen großen Anteil am herausragenden Ruf der Region. 1888 kamen sie aus Brandenburg nach Australien und ließen sich in Nuriootpa nieder, dem heutigen Handelszentrum des Barossa Valley. Die Glaetzers gehörten zu den ersten Winzer-Familien vor Ort. Sie lernten das Potential der Böden kennen und häuften über Generationen Wissen im Weinbau an. Über ein Jahrhundert später, 1995, gründete Bens Vater Colin das Label Glaetzer Wines. Ein Meilenstein in der Familiengeschichte.

Ben Glaetzer – Ein ausgezeichneter Winemaker

Glaetzer Wines steht für die ganz großen Rotweine aus dem Barossa Valley. »Super Premium« ist das Stichwort, das dem Anspruch und der Qualität der Weine wohl am ehesten gerecht wird. Nachdem Ben sein Studium an der Adelaide University beendet und viele namhafte Weinregionen in der Welt bereist hatte, kehrte er zurück in die Heimat, um diese Marke zu etwas ganz Besonderem zu machen. Dabei half ihm sein außergewöhnliches Talent für das Blending, womit das Verschneiden unterschiedlicher Weinpartien bezeichnet wird. »Bens role is to accurately show the quality of the terroir in every single year«, erläutert Nick den Ansatz der Weinbereitung. Unzählige Auszeichnungen bezeugen, wie gut der Winemaker dieser Aufgabe seit Jahren gerecht wird. Hier ein Auszug aus seiner Titelsammlung:

Weingärten in Barossa Valley

2004 wird Ben Glaetzer von Qantas Wine erstmals zum »Young Winemaker of the Year« gewählt. Nur ein Jahr später folgt der Ritterschlag von niemand Geringerem als Robert Parker. Der Weinpapst kürt Ben zur »Wine Personality of the Year«, bezeichnet seine Weine als »weltklasse«. 2007 regnet es historische zehn Goldmedaillen beim Weinpreis Mundus Vini. Etliche weitere Titel folgen bis hin zur »Outstanding 5 star winery« im Jahr 2021 – verliehen von Australiens wichtigstem Weinkritiker James Halliday. Wie auch sein Vater Colin ist Ben zudem ein »Baron of the Barossa«. Eine Anerkennung, die für den herausragenden Einsatz für die Weinkultur des Barossa Valley vergeben wird.

Das Geheimnis von Glaetzer Wines – Trauben aus Ebenezer

Die Trauben für die unglaublich kraftvollen Rotweine von Glaetzer Wines stammen allesamt aus Ebenezer, einer kleinen Subregion im Norden des Barossa Valley. Ben kauft die Früchte von Winzern, die hier seit drei oder mehr Generationen Weinbau betreiben. Einige der Shiraz-Reben sind zwischen 80 und 110 Jahre alt, sie liefern nur minimale Erträge, die jedoch vor Aroma strotzen. »These very old vines don’t need a lot of attention. They have deep roots and can adapt to climatic extremes«, sagt Ben. Aus dem Lesegut vinifiziert er vier herausragende Rotweine in unterschiedlichen Preisstufen:

Nick Keukenmeester und Ben Glaetzer

Glaetzer Wallace Grenache Shiraz

Der Glaetzer Wallace Grenache Shiraz ist für einen Einstiegswein mehr als beachtlich; unglaublich reich und vielschichtig in Nase und Gaumen. Schon James Halliday wunderte sich über den Preis »für den geschenkten Gaul«. Denn die kleine Aromenbombe ist bereits für unter 20 Euro zu haben.

Glaetzer Bishop Shiraz

Der Glaetzer Bishop Shiraz ist eine Hommage an den Mädchennamen von Bens Mutter Judith. Hier steckt feminine Power in der Flasche, wie auch das Symbol der Göttin Venus auf dem Etikett verdeutlicht. Über 60 Jahre alte Reben liefern die Trauben für diesen sagenhaft dichten und tiefgründigen Rotwein, den man unbedingt probiert haben sollte!

Glaetzer Anaperenna

In Sachen Geschmacksintensität packt der Glaetzer Anaperenna noch einiges drauf. Drei Viertel Shiraz von 85 Jahre alten Reben und ein Viertel Cabernet Sauvignon von etwa 60 Jahre alten Reben verleihen diesem Rotwein eine immense Kraft. Noten von Cassis, Brombeere, Backpflaume und Heidelbeere, Süßholz, Granit, Rauch und eine Spur Zimt gibt der Wein in großer Fülle preis. Der Geschmack hallt lange nach…

Nick Keukenmeester und Ben Glaetzer mit Glas in den Weinbergen

Glaetzer AMON-Ra

… und wird nur noch getoppt vom Glaetzer AMON-Ra – dem König des australischen Shiraz! Schon in jungen Jahren zeigt dieser urgewaltige Rotwein sein immenses Potential auf, dass sich noch weitere 25 Jahre entwickeln kann. Purpurrot im Glas, mit opakem Kern, kündigt sich die Frucht in satten, vollreifen Beerennoten an. Schattenmorelle und Zwetschge, Kirschmarmelade und feine Gewürze wie Pfeffer, Kardamom und Zimt dominieren das Bukett. Am Gaumen wirkt der Wein ungewöhnlich frisch und trotz seiner monströsen Kraft hochelegant. Ein ikonischer Rotwein, der gerade in den kommenden Wochen viel Freude bereitet. Unser Tipp: Verschenken Sie eine Flasche an jemanden, den Sie besonders lieb haben. Um Wertschätzung auszudrücken, ist dieser Wein wie gemacht!

Weine von Ben Glaetzer bei Ludwig von Kapff bestellen

Ben Glaetzer und Nick Keukenmeester sind ausgesprochen freundliche und zuvorkommende Gäste. Kurzweilig, lehrreich und sehr entspannt ist die Zeit mit ihnen, die viel zu schnell vergeht, um all die Geschichten hinter ihren Weinen zur Sprache zu bringen. Doch das Gute ist, dass sowohl die Weine von Heartland als auch die von Glaetzer Wines jederzeit zur Probe bereit stehen.

Bestellen Sie die köstlichen Tropfen einfach in unserem Onlineshop und decken Sie sich für die kommenden Wochen mit ausgezeichneten australischen Rotweinen ein. Wir wünschen viel Freude dabei und sagen: »Bottoms up!«

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