29. April 2017. Es wird langsam Zeit, die diesjährige „Semaine de Primeur“ in Bordeaux Revue passieren zu lassen. Wie jedes Jahr habe ich mir dazu einen Wein ausgeschenkt, der nicht aus dem Bordelais stammt. Aufgrund der aktuellen Horror-Nachrichten aus den Weinbergen Europas, insbesondere Frankreichs und ganz partiell Bordeaux’s, mag mir Birgit Eichingers vorzüglich frischer und stringenter Grüner Veltliner Strass kaum schmecken. Der Frost hat vor wenigen Tagen nahezu jedes Anbaugebiet Europas heimgesucht. Auf dem rechten Ufer der Gironde, in Pomerol und Saint-Émilion wurden ganze Weinberge vernichtet. Châteaux wie Château Larrivet Haut-Brion vermeldeten bis zu 90% Schaden an ihren Rebstöcken. Ein Szenario, dass es so kaum ein zweites Mal gegeben hat. Hoffnung, große Hoffnung machen jedoch Jahrgänge wie 1945 oder 1961! Auch in diesen jetzt als Jahrhundertjahrgänge gefeierten Bordeaux-Jahren gab es ebenfalls enorme Frostschäden. Dies hatte natürlich geringe Erntemengen zur Folge, aber der Qualität hatte es damals bekanntermaßen auf die Spitze verholfen!
Bordeaux Subskription 2016
Doch nun zum Jahrgang 2016, den Sie in diesem Jahr in der Bordeaux-Subskription bei uns kaufen können. 2016 ist in den meisten Fällen unglaublich groß, groß wie ein Riese! Oder wie sagte es Jean-Eugene Borie von Château Ducru-Beaucaillou etwas sensibler, aber nicht weniger euphorisch: „Un millésime biblique!“
Das Besondere an dem Bordeaux-Jahrgang 2016 ist seine Einzigartigkeit. Das Vergleichen mit einem vergangenen Jahrgang fällt schwer. Denn Frische, Eleganz und Präzision, die auf einen klassischen Jahrgang rückschließen lassen, harmonieren perfekt mit Viskosität, Fülle und Extraktsüße eines warmen Jahrgangs. Dazu diese tiefdunkle, fast schwarze Farbe und der betörende Duft, die das Verkosten zu einer reinsten Freude machten!
Ob auf den einzelnen Châteaux hingegen die besten Weine aller Zeiten gekeltert wurden, dass vermag nur die Zeit beweisen. Das Zeug für Jahrhundertweine hat 2016 allemal! Besonders hervorzuheben: Die Qualität der Châteaux in der niedrigen bis mittleren Preisklasse war noch nie auf diesem Level – nicht einmal 2010, 2009, 2005 oder 2000 kommen da heran! Verwunderlich ist dies jedoch nicht, profitieren die meisten Châteaux neben dem Jahrhunderte alten Knowhow und dem unverwechselbaren Bordelaiser Terroir neuerdings von der modernen Kellertechnik (fast alle haben neue Kellergebäude gebaut), der Wiederkehr zum naturnahen Weinbau (Biodynamik ist en vogue) und dem Klimawandel! Der Cabernet Sauvignon konnte in den letzten 3 Jahren nahezu jedes Jahr voll ausreifen. Die Qualität war in 2016 dann einzig und allein vom Terroir – Reben auf Parzellen mit Lehmboden „überlebten“ den Trockenstress besser – abhängig. So konnte es auch passieren, dass für manche Châteaux 2016 nicht ganz an den unglaublichen Erfolg von 2015 herankam!
Pessac-Léognan – Auf der Überholspur
Dieses Jahr fiel der Startschuss unserer Verkostung da wo sie letztes Jahr aufgehört hatte – in Pessac-Léognan. Eine unglaublich dynamische Appellation nimmt hier richtig Fahrt auf. Schon bei Château Larrivet Haut-Brion, einem eher kleineren Château, lief uns regelrecht das Wasser im Mund zusammen. Tiefdunkel in der Farbe, frisch und fruchtig, dazu eine erotische Süße und die für Pessac‘s typische Bleistiftmine im Geschmack. Ein Wein, der schon in ca. 5 bis 10 Jahren traumhafte Weinabende verspricht! Wer glaubte, die nächsten Weine hätten es jetzt schwer, hatte sich ordentlich geirrt. Mit Château Malartic-Lagraviére ging so richtig die Post ab. War die feine Frucht im Duft und Geschmack noch etwas zurückhaltend, bewirkten die wundervolle Extraktsüße und fein eingewobenen Tannine einen Nachhall der Extraklasse! Mit der Zeit öffnete sich dann die Nase: die Cassis-Frucht war unbeschreiblich sexy! Ein Riese in der mittleren Preisklasse um 50€. Ein Auge sollte man unbedingt wieder einmal auf Château Smith-Haut-Lafitte werfen. Ein super feiner SHL, in der Nase sehr fruchtbetont, am Gaumen wahnsinnig harmonisch! Ein Anwärter auf die Top 20 des Jahrgangs!
Wie unterschiedlich die Weine in Pessac-Léognan sein können, beweist dann Pape Clement. Stringenz und Purismus in seiner reinsten Form. Während der Preisanstieg im Rahmen bleibt, hat er Blockbuster-Potential! Und dann Château Haut-Brion, das Non-Plus-Ultra dieser Appellation und vielleicht auch des gesamten Bordeaux-Jahrgangs. Ein Wein wie ein Schwergewichts-Weltmeisterschaftskampf im Boxen. Ewig lang, zu Beginn etwas behäbig und verhalten, doch sofort ist die Power, Energie und Klasse des Schwergewichts zu spüren. Dann eine Explosion der Aromen, immer wieder ein neuer Duft, eine weitere Note, eine bis dato nicht dagewesene Geschmacksnuance. Bis am Ende Harmonie und Gleichgewicht im Wein dominieren und die Aromenvielfalt unendlich nachhallt. Ein Wein für die Ewigkeit! La Mission Haut-Brion ist feiner in seiner Art. Kühl, geheimnisvoll und doch grell wie ein Polarlicht über Bordeaux! Und hat mindestens das gleiche Alterungspotential, wie sein Nachbar. Es ist wirklich unfassbar, dass mitten in einer Großstadt die besten Weine des Planeten angebaut werden!
SAINT ÉSTEPHE – Die Quintessenz des Jahrgangs
Nun rüber ins Médoc. Am meisten haben wir uns über die Qualitäten in Saint-Éstephe gefreut. Neben Margaux unsere liebste Region auf dem linken Ufer der Gironde. 2015 noch vom Pech verfolgt, ist 2016 durchweg perfekt gelungen. Château Cos d’Estournel ganz klar und fein. Keine überbordende Opulenz, sondern mehr Finesse und Eleganz. Samtig, weich, vielschichtig – der Stil hat sich verändert und zwar nur zum Besten! Calon Ségur ist die Überraschung des Jahrgangs! Was für eine Fülle an Aromen, Fruchtkonzentration und Süße im Einklang mit einer nie dagewesenen Frische und Power! Die Investitionen der letzten Jahre in Keller und Weinberge haben sich bezahlt gemacht! Hoffentlich bleibt der Preis noch moderat, dann wäre es einer der Weine mit dem besten Preis- /Genussverhältnis.
„Trés classique“ und äußerst vorzüglich auch Phélan Ségur! Neben der unglaublich subtilen Frucht eine finessenreiche, fast salzige Mineralität, kompakt mit superb eingebundenen Tanninen. Genauso kistenweise einzulagern wie Ormes de Pez! In der Nase ein Feuerwerk der Aromen, am Gaumen leicht rauchige Aromen mit Blaubeere, Kirsche und Cassis! Ich will nicht mehr weg aus Saint-Éstephe!
Und dann Château Montrose. Beim Eingießen des ersten Weines habe ich nicht auf das Etikett geachtet und schrieb: „reife Fruchtnoten, null vegetabile Noten, superbe Frucht, unglaubliche Tannine, extra ordinär! Was für ein Montrose!“ Dann der Blick auf das Etikett… Es war „La Dame du Montrose“. Wem der Grand Vin zu teuer ist, sollte hier unbedingt zugreifen. So günstig kommen Sie nicht so schnell wieder an einen Happen des Mythos Montrose! Dann der wahre Montrose: Erinnerungen werden wach! Ich dachte sofort an meinen ersten „en primeur“ verkosteten Montrose Jahrgang 2003, ein 100-Punkte Wein! Doch hat er neben der damals wie heute unglaublich tollen Frucht von Blau- und Maulbeeren und den leicht minzigen, karamellisierten Noten auch eine salzige Frische und feine Klarheit im Geschmack! Das Paradebeispiel des Jahrgangs 2016, jeder Atemzug, jeder Schluck ein Genuss!
PAUILLAC – „ALL IN“
Wer in 2016 auf Pauillac setzt, kann nur gewinnen! Bereits bei den vermeintlich „kleinen“ Weinen (sofern man in Pauillac so etwas überhaupt schreiben kann) spielt „The Boss“ die Musik! Château Croizet-Bages und Château Grand Puy Ducasse sind beides super Weine mit schönem Trinkfluss. Château Pédesclaux ist eine Überraschung! Nach einem eher durchschnittlichen 2015er jetzt das: ein sehr klarer, feiner Pauillac, in dem die Frucht förmlich mit den Tanninen zu spielen scheint. Doch alle drei erreichen nicht das Level von Château d’Armailhac! Ein Spaßwein à la Bonheurs mit super fruchtiger Nase, sehr gefällig und harmonisch, am Gaumen leichte Kaffee und Kakao-Aromen, voll und lang!
Die Weine auf Château Mouton Rotschild waren jeder für sich ein Kunstwerk. Clerc Milon ist und bleibt ein „Vin de Garde“. Kühl, kraftvoll, viel Tannin und Frische. Ein unermüdlicher Dauerläufer mit viel Kraft und Saft, dem die Reife des Cabernet Sauvignon unglaublich gut zu Gesicht steht! Etwas breiter, leicht kalifornisch dann Le Petit Mouton. Ich wünschte, es gäbe mehr Flaschen auf dem Markt. Denn „der Kleine“ spielt groß auf und erinnerte mich in seiner vorzüglichen Art an Château Palmer, der uns kurz zuvor den Atem raubte. Dazu später mehr.
Dann „BORDEAUX AT IT’S BEST“: Château Mouton Rothschild spielt in seiner eigenen Liga. Stets klassisch, dazu offen und einladend: Jahrgang 2016 lässt grüßen! Am Gaumen sehr stringent, muskelbepackt mit viel Kripp und Stoff. Mineralität und leichte Mokka Noten sind vorzüglich in einer frischen Frucht verpackt. Die 15% Merlot stehen dem „Bulldozer“ fantastisch gut! Bester Pauillac und dazu TOP 3 in 2016! Don’t miss it!!!
Ein gleichfalls faszinierende Erlebnis Lafite. Etwas eleganter und weicher wirkt er auch etwas leichter. Wenn man dieses Wort bei diesen extraktreichen Power-Weinen überhaupt in den Mund nehmen darf. Unglaublich gut auch Château Pontet-Canet. Ich kann es nicht fassen, wie ausbalanciert dieser Wein jedes Jahr „en primeur“ schmeckt. Exzeptionell das Gleichgewicht aus Frucht und Gerbstoffen, die bereits Jahrzehnte biodynamisch bewirtschafteten Weinberge scheinen sich hervorragend auf die Sommerhitze und Trockenheit eingestellt zu haben. Noblesse pur, dazu mit viel Kraft und Frucht ausgestattet. Im Abgang leichte Bitterschokolade erahnend! Ein Vergnügen auch wieder auf Château Grand-Puy-Lacoste! 3 aufeinander folgende Jahre dieser Extraklasse gab es schon lange nicht mehr auf dem grundsätzlich erfolgsverwöhnten Château. Traumhaft verschwenderische Fruchtnoten gepaart mit klassischer Eleganz. Viel Druck, ganz frisch mit viel Zug und Finesse. Dazu eine mächtige Fülle und höchste Konzentration am Gaumen. 2016 ist ein MUST BUY G-P-L!
Nun zu dem Nachbarschaftsduell Pichon-Baron vs. Pichon-Comtesse. Nie war es so schwer, einen Sieger zu ermitteln. Ich musste beide Weine je 4mal verkosten, habe 3mal meine Meinung geändert, um dann doch ein – ich gebe es zu – etwas langweiliges aber gerechtes Unentschieden auf unvergleichbar hohem Niveau auszusprechen. Pichon-Comtesse mit einer leicht burgundischen Stilistik. Eine sehr grazile Comtesse, die bereits in der Farbe etwas heller als der Baron daherkommt. Es sind keine Muskeln erwünscht, das Ziel ist Eleganz, Fülle und Länge, eine unglaubliche Länge. Une grande Élégance, une grande Dame! Pichon Baron hingegen ordentlich muskelbepackt! Doch in diesem Jahr sind diese Muskeln nicht stumpf antrainiert, sondern wirken so natürlich. Ein Musterknabe, der das Talent des Jahrgangs hervorragend herausgearbeitet hat und dem die Reife sowie der hohe Anteil des Merlot unglaublich gut zu Gesicht steht! Super kompakt, dazu süß, fruchtig, sexy (ich hätte nie gedacht, dass ich dies einmal zu Pichon Baron schreiben werde). Der beste, kompletteste Baron seit 2009!
Streiten sich zwei, freut sich bekanntlich der Dritte. In diesem Fall wäre es beinahe Château Lynch-Bages gelungen, die beiden in 2016 zu übertrumpfen. Auf einem Level ist er allemal: Frucht, süße Frische und kompakte, verspielte Tannine bilden eine tolle Einheit. Wie bei allen erwähnten Weinen keine grünen, vegetabilen Noten, dafür etwas Teer, Tabak, dunkle Schokolade stets begleitet von einer dunklen Cassisfrucht! Für mich persönlich die Wiederauferstehung des Château!
SAINT JULIEN – „UN MILLÉSIME BIBLIQUE“ (Jean-Eugene Borie – Château Ducru-Beaucaillou)
Auch in Saint Julien waren die Weine sehr rotfruchtig, wirkten reif und waren ihrer Herkunft entsprechend sehr harmonisch und durchbalanciert. Beginnen wir dieses mal im südlichsten Teil der Appellation. Kaum wurde das neue Kellergelände von Beychevelle eröffnet und der erste Wein darin gekeltert, haut Beychevelle einen richtigen Traumwein heraus! 47% perfekt gereifter Merlot bestimmen die Cuvée. Viel Frucht, trotzdem unglaubliche Substanz. Eine femininer Powerwein mit ungemeinem Sexappeal! Eine genauso gute Überraschung auf Branaire-Ducru. Hier mehr Cabernet-Aroma, typisch Bordeaux mit feiner Salzigkeit und gegrillten Pimentos. We really like!!! Genau wie Gruaud Larose, der seinem unnachahmlichen Stil gerecht wird. Etwas grüne Noten, die Würze und Frische verspricht! Mal wieder Oldschool Bordeaux par excellence!
Dann das all-jährige Rennen um den besten Léoville. Las Cases spielt mal wieder seine Terroir-Stärke aus. Als unmittelbarer Nachbar von Latour gehört Las Cases zu den 2016er mit der größten Tiefe. Grandios, aristokratisch, finessenreich, kraftvoll und ewig lang! Wahnsinnig weit im Mund, saftig und elegant – auf einem Level mit den besten Médocs des Jahres! Leicht geschlagen Léoville Barton. Doch aufgrund seines um einiges attraktiveren Preises eine Traumempfehlung! Tiefdunkle Frucht, Blaubeere, Brombeere, etwas Lakritze und Schokolade. So vielschichtig, üppig und rassig – überragend! Léoville Poyferré wieder etwas filigraner, feingliedriger. Trotzdem sehr straff in der Frucht, mit enorm viel Fleisch und Saft. Die Muskeln müssen sich noch etwas lockern, dann ein großartiger 2016er Médoc!
Pure Wucht im Glas bei Château Ducru-Beaucaillou. Hier scheiden sich die Geister, wir stehen auf der Seite der Liebhaber! Die Nase kommt erst beim zweiten, dritten Schnüffeln: Blaubeere, Marzipan, dann Unmengen Cassis. Am Gaumen versprüht die gut verwobene Frucht eine sanfte Finesse, dazu massiv, voll, die Tannine verleihen dem Grand Vin einen wahnsinnig langen Nachhall. Powerful auch La Croix de Beaucaillou. Mit viel Extrakt ein Winner in seiner Preisklasse unter 40€! Vielleicht noch etwas besser Château Gloria, schön verspielt mit toller Frucht. Sehr energisch, saftig, fordernd. Schön, dass man mal wieder einen solchen Julien zu diesem attraktiven Preis anbieten darf!
Margaux – Biodynamie auf dem Vormarsch
Die Weine aus der Appellation Margaux waren in ihrer Qualität etwas heterogener. Manche Reben scheinen die Hitze doch nicht so gut weggesteckt zu haben. Oder die Önologen wollten zu viel Extrakt, was die Negativbeispiele etwas ausgezerrt und alkoholisch wirken lassen. Dafür gehören die besten Weine aus Margaux zu den besten des Jahrgangs in ganz Bordeaux: Was da auf Château Palmer kreiert wird, verschlägt einem schier den Atem! Biodynamie scheint wahrhaftig der Schlüssel zum dauerhaften Erfolg zu sein. Ganz gleich, welche Wetterbedingungen herrschen. Schön voll, traumhaft frisch schon Alter Ego du Palmer. 40% Merlot verleihen dem „Grand Vin“ (Alter Ego kann in dieser Form nicht mehr als Zweitwein gelten!) eine unglaublich offene süße Art mit viel Kirschfrucht, dazu sehr breit und voll.
Die hoch interessante, leicht minzige Note des Alter Ego dann auch im Château Palmer. Viel Teer, Tabak, Espresso, Würze, dazu tiefdunkle Frucht, frisch, saftig, druckvoll. Perfekt eingebundene Gerbstoffe machen ihn zu einem perfekten Bordeaux-Kunstwerk… Er gehört zu den besten 3 des Jahrgangs! (Wir verkosteten um 8:30 Uhr auf Château Palmer – dieses Frühstück werde ich nie vergessen!!!) Auf Château Margaux dann ein ganz anderer, tänzerischer, feiner, burgundischer Stil. Rote Johannisbeere, etwas Tabak, Rauch und Bleistiftmine war er doch sehr verschlossen in der Nase. Am Gaumen zeigt der Premier Cru dann eine feminine Frische und Eleganz, wie sie schon lange nicht mehr auf Château Margaux zu schmecken war.
Unsere Empfehlungen
Kommen wir zu den Weinen, die Sie sich unbedingt kistenweise in den Keller legen sollten, so lange sie noch zu diesem Kurs zu haben sind: Château Labégorce ist eine Wucht von einem Wein. 2014 und 2015 waren schon hervorragend, 2016 setzt da noch einen drauf! Stoffig, fruchtig, voll und knackig, ganz klar der beste Labégorce in seiner Geschichte! Genauso zu beachten auch unsere letztjährige Wiederentdeckung Château d’Angludet. Sehr offen, delikat und dicht mit viel Frucht und Sexappeal! Mit Fruchtfülle, Extrakt und Süße überzeugte uns dieses Jahr ganz besonders Duhort-Vivens. Hier wird wie bei Palmer biodynamisch gearbeitet, was zu einer hoch interessanten Raffinesse im Wein führt – unsere Margaux-Entdeckung des Jahres!
Fans von Château Siran können sich auch in 2016 freuen. Hier konnte man an den Erfolg des 15ers voll anknüpfen. Hoffentlich bleibt der Preis moderat, dann unbedingt kaufen! Kirwan in diesem Jahr etwas feinfruchtiger, offener als gewohnt. Er wirkt irgendwie locker, offen und sehr einladend. Ein neuer Stil des Hauses? Hingegen bleibt Giscours seiner maskulinen, dunkelfruchtigen Art treu. Ähnlich langlebig Château d’Issan. Wobei hier noch sehr animierende süße, schokoladische Aromen hinzukamen. Ist das der beste d’Issan seit Jahren?
Spannung, Tiefe, Druck und Charme im Château Brane-Cantenac. Bereits in 2015 einer der gefragtesten Margaux, wird er auch in 2016 schnell ausverkauft sein. Der Wein hat sich wirklich wie aus dem Nichts zu den Herausforderern in Margaux katapultiert. Schon immer führend in dieser Riege ist der delikate Château Malescot-Saint-Éxupery! Ein MUST BUY, gehört der Wein doch zu den Top 10 des Jahrgangs 2016. Delikatesse in ihrer pursten Form. Dunkle, dichte Frucht, betörende Süße. Breit und stoffig am Gaumen. Jeder Schluck ein Genuss!
Haut-Médoc / Médoc / Moulis-en-Médoc – Alltime Classics vs. Shooting Stars
Auch auf die Gefahr hin, dass wir uns wiederholen… In Bordeaux gilt das Stichwort: In kleinen Jahrgängen große Weine kaufen, in großen Jahrgängen kleine Weine. Daher aufgepasst, hier kommen unsere Empfehlungen aus dem Haut-Médoc, die allesamt noch zu moderaten Preisen zu kaufen sein werden. Besonders freuten wir uns über das Ergebnis auf Château Sociando-Mallet. Nach einem durchwachsenen 2015er ist der 2016er wohl die Preis- /Genussempfehlung schlechthin. Große mineralische Bordeaux-Aristokratie mit unheimlich charmanter Frucht und Harmonie!
Kistenweise einlagern sollten Sie sich auch den unmittelbaren Nachbarn Château Charmail. Bei der Cru Bourgeois Verkostung überzeugte der Wein mit einem „bon prix“ auf ganzer Linie! Eine tiefdunkle Fruchtexplosion gepaart mit kräftigen Tanninen und einem fulminanten Abgang. Château Cambon La Pelouse ist ein Bordeaux für jeden Anlass! Bereits in diesem Stadium weich und rund, Frucht und Tannine harmonieren vorzüglich mit einer vibrierenden Säure. Ein großer Wein zum sehr kleinen Preis auch Château Lanessan. Nach 2015 der nächste „Jahrhundertwein“ für dieses Château. Aus dem Dornröschenschlaf erweckt wurde mit diesem Jahrgang endlich wieder Château Camensac. In der Nase eher hellrote Früchte, im Mund süß mit viel Primärfrucht, der Lust auf mehr machte! Ein Grand Cru Classé, den man getrost bereits nach 3 bis 5 Jahren Flaschenreife öffnen kann.
Mit Sociando kämpfen noch folgende zwei Châteaux um den Sonnenplatz im Haut-Médoc: Chateau La Tour-Carnet steht wieder einmal wie eine eins im Glas. Endlich wieder der Fels in der Brandung, wie man ihn kennt. Überaus kräftig, breit, etwas schokoladig mit exzellentem Nachhall und runder Fülle! Château Cantemerle dieses Jahr sehr stoffig, voll mit einer Vielzahl verspielter Aromen. Ein unglaublicher Weinwert auf dem Markt!
Neben den „Alltime Classics“ sollten Sie sich dieses Jahr noch auf folgende 3 Weine einlassen: Château d’Aurilhac, ganz im Norden gelegen, ist, wie auch Sociando oder Charmail, ein ganz erstaunlicher Wein gelungen. Ein preiswerter Haut-Médoc, den Sie ohne Reue in großen Gebinden kaufen sollten! Spaß machte auch Château Tour Haut-Caussan. Freunde von Weinen mit dunkler Kirschfrucht im Aroma sollten hier zugreifen. Und dann war da noch Château Arnauld, der mit dem 2016er Jahrgang das erste Mal in seiner Geschichte en primeur angeboten wird! Die Erfolgsgeschichte unserer Entdeckung aus 2009 und 2010 wird mit 2016 weiter geschrieben. Das Besondere 2016 ist ein vorzüglicher Mix der beiden Schafferweinjahrgänge: Frucht und Schmelz aus 2009 und Kraft und Würze aus 2010!
In Moulis-en-Médoc wurde der Eindruck aus 2015 bestätigt. Nichts kommt an Château Poujeaux und Château Branas Grand Poujeaux heran! Poujeaux wie immer sehr kräftig und voll in seinen Aromen. Die typisch würzigen Gerbstoffe sind präsent ohne zu stören, absolut perfekt eingebunden. Der Kraftprotz zeigt ein wenig auch seine zuvorkommende Seite. Ein Profiteur des Jahrgangs! Magisch wieder Branas Grand Poujeaux: ein so beeindruckender Wein mit Wahnsinnsfrucht und -Extrakt aus der kleinen immer mal vergessenen Appellation! Und das zu diesem attraktiven Preis – uneingeschränkte Kaufempfehlung!
Saint-Émilion – HAUT COUTURE VOM RECHTEN UFER
In Saint-Émilion ein sehr homogenes Bild. Weinberge auf Lehmboden hatten quasi überhaupt nicht mit dem Trockenstress zu kämpfen. Im Frühjahr kam auch der Regen nicht so weit ins Landesinnere. Das Ergebnis ist durchweg wie auch in 2015 eine superbe Qualität! Hoffen wir, dass die Preise moderat bleiben. Dies gilt ganz besonders für Château Figeac. Schon in 2015 nachgefragt, wird es in 2016 ganz sicher hier wieder ein Wettrennen, um ein paar der mehr als beeindruckenden Flaschen zu ergattern! Eine Präsentation der Liebe zum Terroir, mineralisch, fast knackig frisch mit einer einmaligen Fruchtpalette. Wieder so schwerelos und zart – ein Fixstern des 2016er Bordeaux-Jahrgangs. Ebenso hell erstrahlt Château Troplong-Mondot. Ein tiefdunkler Power-Wein mit Wahnsinns-Extrakt und Spannung! Traumhaft tief in der Frucht mit weichen Tanninen gelingt der Spagat zwischen Moderne und Tradition vorzüglich.
Haut Couture ebenfalls auf Château Canon La Gaffelière! Der Grand Vin ist einfach eine Wucht! Die fantastische Frucht (von schwarzen Johannisbeeren und Blaubeeren) harmoniert absolut perfekt mit einer so animierenden Mineralität und Säure. Kein Wein für die kommenden 5 Jahre, dafür im Alter ganz ein ganz sicher unvergessliches Erlebnis! Aus der Wein-Palette des „Kunsthandwerkers“, wie sich Herr Graf von Neipperg gern selbst bezeichnet, ragt ganz besonders Château Clos de L’Oratoire heraus. Der von Merlot geprägte noch immer sehr preiswerte Saint-Émilion Grand Cru Classé besticht durch eine unbeschreibliche Feinheit und saftigen Frucht! Ein Wein, der bereits bei der en primeur Verkostung so viel Spaß bereitet hat! Unbedingt danach Ausschau halten! Spaß machten auch wieder Château Clos Marsalette und Château d’Aighuile. Clos Marsalette ist ein Pessac-Léognan mit Rondeur und Eleganz, super fruchtig und fein. Château d’Aighuile ein vollreifer, schmelziger Côtes de Castillon mit intensiven Fruchtaromen von Blaubeere, Brombeere und Pflaume! Beides sind es Weine, die das Magische, Besondere an Bordeaux-Weinen bereits im Preiseinstieg wiederspiegeln. Sind Sie neu bei der Subskription, dann greifen Sie hier zu!
Wie sexy Bordeaux sein kann, zeigt auch unsere diesjährige Entdeckung Château Pindefleurs. Für ca. 17€ ein Wein der Extraklasse, den man sich blind in großen Gebinden in den Keller legen kann. Vollfruchtig, warm und weich, wie ein 80%er Merlot nur sein kann!
Unsere Saint-Émilion Entdeckungen aus 2014 und 2015 sind auch in 2016 wieder große Kunst. In der Preisklasse um 30,- Euro ist Château Grand Mayne unschlagbar. Ein Wein mit Klasse, kühler Noblesse, betörender Süße, unfassbar harmonisch, ja gar beruhigend in seiner Art! Kurz dahinter Château d’Assault, ein überaus reifer Wein mit superber Frucht und feiner Säure, der wieder stark an die großen Weine des Roussillon erinnerte! Meine ersten Worte in der Notiz bei Château La Dominique: „Hier spielt die Musik!!!“ Terroir, Frucht, Mineralität, Frische, alles im Einklang. Balance pur und damit eine Top-Empfehlung in der mittleren Bordelaiser Preisklasse. Etwas günstiger aber nicht weniger attraktiv in seiner Qualität ist Château Villemaurine! Dieses Château gilt es zu beobachten, denn der Wein wird von Jahrgang zu Jahrgang besser. Wieder auf konstant hohem Niveau Château Fleur Cardinale. Der Klassiker unseres Subskriptionsangebots aus Saint-Émilion präsentierte sich super gefällig. Mit sehr präsenter Frucht und einer einladenden Saftigkeit verspricht er schon früh viel Trinkspaß!
Monumental einmal mehr Château Angelus. Der eingeschlagene Weg, dem Muskelprotz vergangener Jahre etwas mehr Eleganz und Finesse zu verleihen, wird in 2016 wieder hervorragend umgesetzt. So entsteht ein Wein, der in Saint-Émilion an Komplettheit nicht zu übertreffen ist. Schade nur, dass er wahrscheinlich wieder nur in Promille-Einheiten zu haben sein wird!
POMEROL – MONUMENTAL
Ein Monument von einem Wein auch Château Petrus! Das Non-Plus-Ultra im Pomerol und einer der Top 3 des gesamten 2016er Bordeaux-Jahrgangs war wieder auf seine unvergleichliche magische Art wahnsinnig fruchtintensiv, mit frischem, mineralischem Charakter und fast süßen äußerst reifen Tanninen. Eine solche Harmonie und Balance all dieser Komponente ist unübertroffen! Einmal mal gilt es Daumendrücken, um eine Flasche dieser Rarität zu ergattern!
Ähnlich monumental und ähnlich rar ist Château Trotanoy. Traumhaft sexy, süß und doch erhaben und klassisch. Ein Merlot-Monster! Ebenso Blockbuster-Potential hat La Fleur-Pétrus. Power pur im Glas, voll und weich gepaart mit einer finessenreichen Kühle – Merlot auf allerhöchstem Niveau!
Allesamt einzigartig sind Château Le Gay, La Conseillante sowie Château L’Église Clinet und Vieaux Château Certan. Unsere Bitte bei diesen Tropfen: Bitte nicht spekulieren, gern jahrelang lagern und dann trinken, genießen, diskutieren und der Magie dieser Weine frönen!
Doch nicht nur diese in Mikro-Mengen zu bekommenden Ausnahme-Gewächse waren in 2016er wieder von allerhöchster Güte. Der im letzten Jahr extrem positiv aufgefallene Château Siaurac aus den Händen der Winemaker des 1er Cru Château Latour darf in keiner Bordeaux-Kollektion 2016 fehlen! Unter 20 Euro gibt es nichts Vergleichbares! Unsere Entdeckung 2016 in der äußerst attraktiven Preisklasse bis 30 Euro ist Château Vieux Maillet: Unglaublich einladend, unerhört viel dunkle Frucht, sehr reife Süße. Dazu etwas Malz und Merlot-Würze. Eine Empfehlung für all diejenigen, die frühzeitig dem großen Pomerol-Genuss frönen wollen.
Auch Château Plince sowie Château Bourgneuf punkten in diesem Jahr mit einer sehr einladenden Primärfrucht ohne ihren eigentlichen eher maskulinen Charakter zu verbergen. Dabei hat uns ganz besonders Plince gefallen, denn seine Kraft und der tolle, feine Trinkfluss machen ihn zu einem BEST-BUY in 2016!
Beenden möchte ich den Bericht in Pomerol mit Château La Pointe. Dieser Wein spannt den Bogen zwischen den seltenen Raritäten und den wirklich schön zu trinkenden „Einstiegsweinen“ dieser Bordelaiser Appellation! Sehr präzise, süße Frucht, dazu feine Tabak- und Gewürznoten des Merlots, die so nur in Pomerol zu schmecken sind – wie in den letzten 2 Jahren ein Best Buy im Pomerol!