Primitivo, auch bekannt unter dem Namen Zinfadel, ist eine der absoluten Trendrebsorten der letzten Jahre. Obwohl der Italiener ihn gerne als autochthone, also einheimische, Rebsorte für sich beansprucht – genauso wie lange Zeit die Kalifornier den Zinfandel – bezeichnen beide Begriffe ein und dieselbe Rebsorte.

Woher kommt die Primitivo-Traube?

Wer hat denn nun Recht? Als Herkunft kommen leider weder Italien noch die USA bzw. Kalifornien in Frage, denn ursprünglich ist die Rebsorte in Kroatien beheimatet. Dort ist sie unter den Namen »Crljenak Kastelanski« und »Tribidrag« bekannt. Und zugegeben, das sind Namen, die nicht so leicht über die Lippen gehen, geschweige denn auf einem Etikett die Attraktivität des Weins steigern würden.

Was macht den Primitivo so angesagt?

Aus den Trauben des Primitivo-Rebstocks entstehen dunkle, charmante und zugängliche Weine, die geprägt sind von üppigen Beerenaromen und Noten von Zwetschgen. Hinzu kommt eine angenehme Würzigkeit und je nach Ausbau und Holzherkunft findet man auch Süßholz, Nelke, Kokos und Vanille in ihrem Aromenspektrum wieder. Die Säure ist eher zurückhaltend, die Tannine sanft und rund, bei zugleich kräftigem Alkohol. Weine aus Primitivo bzw. Zinfandel können zudem mit leichter Restsüße oder auch trocken, elegant und üppig, genauso wie hochkonzentriert ausgebaut werden.

Weißer Zinfandel – beliebter Trend in den USA

Seit Jahren gibt es in den USA schon einen regelrechten Hype um den weißen Zinfandel oder kurz »White Zin«. Dahinter steckt ein »Blush Wine«, also ein sehr heller Rosé-Wein, der pinke Reflexe aufweist und mit feiner Restsüße ausgebaut wird. Dieser in den USA sehr hippe Weinstil hält derzeit einen unglaublichen Anteil von 10% am Gesamtweinkonsum in den Staaten. Kein Wunder, dass man hier »not amused« war, als die tatsächliche Herkunft der Rebsorte feststand.

Wo wächst die Rebsorte Primitivo?

Bekannt ist, dass es die Rebsorte warm mag. Weniger bekannt ist, dass sich mittlerweile viele andere Länder, beispielsweise Mexiko, Brasilien, Chile, Argentinien und auch Australien mit ihr beschäftigen. Je nach Herkunft unterscheiden sich die Weine sehr. Schauen wir uns dafür nochmal die beiden »Big Player« Apulien und Kalifornien an: Der apulische Primitivo mit den Top-Herkünften Gioia del Colle und Manduria (DOC/DOCG) wird in der Regel gern mit etwas Restsüße als Rotwein, selten auch als Rosé gekeltert. Der Zinfandel in den USA ist hingegen farblich vergleichsweise breit aufgestellt. Hier werden aus der roten Sorte sämtliche Weinstile von Weiß über »Blush« (sehr heller Rosé), Rosé und Rot produziert.

Rotwein im Glas

Der Primitivo hat übrigens nichts Primitives an sich. »Primo« bedeutet auf Italienisch »Erster« und das ist der Primitivo – sowohl bei der Traubenreife, als auch bei der Beliebtheit vieler Wein-Genießer. Die Rebsorte ist sowohl die Erste bei der Blüte im Frühling, als auch die Erste, die geerntet werden kann – nämlich schon im August. Und wieso heißt die verwandte Rebsorte Zinfandel?

Auf den Spuren des »King of Zin«

Theorien zur Namensgebung des Zinfandels gibt es mehrere, wobei eine simple Namensverwechslung die wahrscheinlichste ist. In den 1820er Jahren sollten so genannte »Cuttings«, also die Zöglinge eines Rebstocks, aus einer Rebschule in Wien fälschlicherweise als »Zierfandler« ausgezeichnet worden sein. Dies ist allerdings eine autochthone Rebsorte Österreichs. Dann wurden die Zöglinge für die Vermehrung seiner Weinreben von George Gibbs nach Long Island importiert und hatten so den Weg in die USA und zu ihrem dortigen Namen gefunden. So einfach kann eine Namensgebung vonstatten gehen.

Obschon in 14 Staaten der USA Zinfandel angebaut wird, ist Kalifornien die Hochburg. Dort liegt auch die Heimat des „King of Zin“, wie Winzer Paul Draper genannt wird, der die Qualitätsentwicklung des Zinfandel in den USA maßgeblich beeinflusste. Mittlerweile orientieren sich auch ambitionierte Exemplare des Primitivos am kalifornischen Stil – voll ausgereift, trocken, mit nicht zu hohem Alkohol (bis 14%) und sanftem Holzeinsatz. In dem Wissen, dass die Rebsorte an sich sehr unregelmäßig reift und eine sehr gute Selektion des Lesegutes erforderlich ist, stellt die Produktion eines Spitzenweins aus dieser Traube eine echte Herausforderung dar.

Primitivo und Zinfandel bei Ludwig von Kapff

Dass unseren Winzern die erfolgreiche Lese dennoch regelmäßig gelingt, können Sie beispielsweise am Fetzer Valley Oaks Zinfandel aus Kalifornien erschmecken. Lassen Sie sich den Wein am besten zu geschmortem Fleisch und Wild oder aromatisch gereiftem Hart- und Rotschmierkäse schmecken. Ein Primitivo der Extraklasse aus Apulien ist der a6mani Familia Primivo di Manduria DOP. Auch dieser Wein empfiehlt sich zu kräftigen Speisen, die durch ihn ausdrucksstark und harmonisch begleitet werden.


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